· 

Altes Haus und neues Glück - Cornelia Wriedt

Allein in der Pampa, ein Drecksack, ein alter Bauer, Hühner ohne Hahn ... wie soll Alexandra damit umgehen?

Es wird spannend. Das fand ich gleich, als ich den Text zum Lektorieren erhalten habe. Die Autorin schickte ihn mir mit der Anmerkung: Alexandra ist nur über ein paar Seiten "Heulsuse", keine Angst.

Richtig, so war es dann auch.

Ein schönes Buch wurde es, spielt in Prignitz, das ich nicht kenne, aber nach dem Lesen gern kennenlernen würde.

Zudem war es richtig lustig, mit Cornelia zu arbeiten, sie hat einen köstlichen Humor und viel Selbstironie. Wir hatten es richtig nett zusammen.

 

Klappentext:

Alexandra wollte mit ihrer großen Liebe Thomas aufs Land ziehen. Doch der bricht einen Streit vom Zaun und haut ab. Nun sitzt sie, die Großstadtpflanze aus Berlin, ganz allein in einer ziemlich verlassenen Gegend in einem Häuschen, das ihr gehört und das sie hasst. Sie hat kein Geld, keinen Job mehr, und will das Haus schnell wieder loswerden. Aber das ist blauäugig gedacht. Während Alexandras Leben auf den Kopf gestellt wird, begegnen ihr der Bauer Arthur, Kater Jack, ein Dorfskandal und ein ziemlich charismatischer Schriftsteller. Und dann wird die Sache erst richtig kompliziert.

 

Leseprobe:

Zusammengesunken starrte sie vor sich hin. Wie war das alles nur passiert? Sie war doch kein kleines dummes Mädchen. Sie war eine gestandene Frau, mehr als vierzig Jahre alt! Sie hatte Lebenserfahrung! Was machte sie hier? In diesem alten, ihr so gänzlich unvertrauten Haus? Sie war ganz allein. Und das war unheimlich, mehr als unheimlich. Was für eine schreckliche abgewrackte Hütte! Dunkel nagte die Erkenntnis an ihr, dass es ihr Haus war. Und es war ihr wackliger Küchenstuhl, auf dem sie saß.

Alexandra hatte geglaubt, wenn sie einmal »mein Haus« sagen würde, dann wüchse ein warmes Gefühl von Stolz in ihrer Brust. Wie pathetisch!

Wütend schüttelte sie den Kopf über sich. Nun saß sie hier. Irgendwo in der Pampa, weit weg von Berlin. Wie, verflucht noch mal, war sie ausgerechnet in die Prignitz gekommen? Und dort in einen Ort namens Kuhfahl? Das hörte sich schon an wie das letzte Kuhdorf! Und was wollte sie hier? Allein ohne Thomas. Er war doch ihre große Liebe! Ihr Traummann! Ohne ihn ging gar nichts! Er hatte das alles organisiert und sie hatte sich voll auf ihn verlassen. Das erste Mal in ihrem Leben hatte sie nicht diejenige sein wollen, die das Heft in der Hand und den Überblick behält. Der ganze Umzug war ohne Ausnahme sein Projekt gewesen. Er war der Macher. Ihr Part war es, zu nicken und alles toll zu finden. Und was hatte sie nun davon? Es war zum Heulen!

Das musste alles ein riesengroßer Irrtum sein. Irgendwas war schief gelaufen! Sicher würde er gleich zur Tür hereinkommen, sie in die Arme nehmen und sagen, wie leid es ihm täte, dass er sie so in Panik versetzt hatte. Das war nur logisch! Es konnte ja gar nicht anders sein! Es durfte nicht anders sein!

Und wenn er nicht mehr zurückkäme? Was sollte sie in dem Fall anfangen? In Alexandras Kopf ratterte ein Räderwerk fassungsloser Gedanken. Wieder und wieder spulte sie die letzten gemeinsamen Stunden vor ihrem inneren Auge ab.

Was hatte sie falsch gemacht? Wieso war alles so gekommen? Warum war er einfach so gegangen? Alexandra konnte nicht mehr und ließ den Kopf laut schluchzend auf den Küchentisch sinken.

 

Dann musste sie eingedöst sein, denn als sie aufschrak, war es eine Ewigkeit später. Ihr war kalt, der Hals ganz verspannt, der rechte Arm eingeschlafen und es dämmerte bereits der Nacht entgegen.

Der Durst meldete sich wieder. Eine Tasse Kaffee oder Tee wäre ein Rettungsanker. Hauptsache etwas Warmes. Dann ginge es ihr sicher besser und sie könnte vielleicht wieder klar denken. Mit steifen Gliedern machte sie sich daran, ihre Überlegung in die Tat umzusetzen. Zum Glück hatte sie einen Wasserkocher in ihrer Kiste.

Als Alexandra die Hände an dem heißen Pott mit chinesischem Sencha wärmte, da fühlte sie sich seltsam getröstet. Ihr Lieblingstee war Balsam für die Seele. Bloß hielt das Gefühl nicht lange vor, denn sie entdeckte ein noch viel größeres Problem. Irgendwo würde sie ja schlafen müssen.

Irgendwo? Hier! In diesem schrecklichen Haus!

 

Zum Buch

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0